Sturmartillerie-Brigade 236

 

Sturmgeschütz-Abteilung 236
Sturmgeschütz-Brigade 236
Heeres-Sturmartillerie-Brigade 236
(Die Zentauer-Brigade)

In der von Kurt Sarrazin zusammengestellten Brigadegeschichte ist als Tag der Aufstellungsverfügung der Sturmgeschütz-Abteilung 236 durch das Allgemeine Heeresamt der 7.5.1943 erwähnt mit Wirkung zum 1.6.1943. Die Aufstellung erfolgte in der bewährten Art und Weise, dass eine fronterfahrene Batterie als personeller Kern herangezogen und auf die aufzustellenden Batterien der neuen Abteilung aufgeteilt wurde. In diesem Fall war das die 3. Batterie der Sturmgeschütz-Abteilung 189 unter Hauptmann Fritz Scherer.

Als Aufstellungsort gilt Jüterbog. Konkret wurde das Personal bei der Ersatz- und Ausbildungs-Abteilung 300 in Neiße zusammengestellt und von dort per Eisenbahntransport am 18.05.1943 in den Raum Jüterbog für die weitere Aufstellungsarbeit verlegt. Die Quartierverteilung nach Eintreffen am 20.05. sah wie folgt aus:

Stab Seehausen, Kommandeur Hptm. Brede
Stabsbatterie Blönsdorf, Chef Oblt. Marko
1. Batterie Zahna, Chef Hptm. Thoma
2. Batterie Blönsdorf, Chef Hptm. Scherer
3. Batterie Niedergörsdorf, Chef Oblt. Mohr



Die Zuführung von Waffen und Gerät begann an 25.05. und zog sich hin bis zum 03.07.1943 Vorgesehen war die Struktur mit 31 Geschützen in der Abteilung. Bis zur Herstellung der Verladebereitschaft fehlten den Gefechts-Batterien jeweils noch die drei Sturmhaubitzen für den Haubitzenzug, die auch bis zur Verlegung nicht mehr eintrafen.

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Das Offiziers-Korps der 236, aufgenommen am 25.06.1943 im Anschluss an einen Offiziersunterricht bei der 3. Batterie in Niedergörsdorf und die Namen, soweit überliefert.

alleine von den Offizieren dieses Fotos sind als Angehöriger der Brigade gefallen.
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Am 07.07. 1943 ging die Aufstellungsphase mit einer Abschlussübung im Abteilungsverband zu ende, an der sämtliche Fahrzeuge teilnahmen. Der Anmarsch zum Bereitstellungsraum bei Frankenförde führte über Malterhausen, Tiefenbrunnen, Klausdorf, Bardenitz und Zülichendorf. Die Kampfstaffeln rückten von dort in ihren Einsatzraum ab, der auf dem Truppenübungsplatz südwestlich Luckenwalde lag und wo ein Scharfschießen auf Ziele zwischen 700 und 2000 Metern durchzuführen war. Nach anschließendem Sammeln in Luckenwalde erfolgte der Rückmarsch über Jüterbog, Rohrbeck und Dennewitz.
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Das Foto aus dem Juni 1943 zeigt Offiziere der 2. Batterie in Blönsdorf, v.l. Lt. Naumann, Oblt Rainers, Fr. Scherer, Hptm. Scherer, Lt. Kettl
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Nochmals Offiziere der 236, in der ersten Reihe zu erkennen sind u.a. (v.l.) Oblt. Graf, Oblt. Mohr, Hptm. Thoma, Hptm. Brede, Hptm. Scherer.
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Dieses Foto ist nicht datiert, es scheint aber in der Aufbruchphase der Abt. 236 entstanden zu sein und zeigt v.l. Oblt. Geltert (oder Gelfert), Lt. Burk, Hptm. Scherer, Hptm. Thoma und Oblt. Dietrich (Rücken).



Am 13.07.1943 wurde Verladebereitschaft der Abteilung gemeldet und tags darauf traf der Verladebefehl für den 15.07.1943 ein. Es erging Unterstellungsbefehl unter die 16. Pz.Gr.Div. Für die spätere Übernahme und Nachführung der immer noch ausstehenden Sturmhaubitzen wurde ein Kommando der Abteilung gebildet und nach Dorf Zinna verlegt.
Von der 2. Batterie wird berichtet, dass ihnen die Blönsdorfer Bevölkerung einen sehr herzlichen Abschied bereitet hatte und nach einem Appell die Batterie mit blumenbekränzten Fahrzeugen abgerückt ist.

Die Verladung erfolgte auf dem Militär-Bahnhof Jüterbog und am Abend des 15.07.1943 setzte sich der Transport in Bewegung. Über Schlesien ging die Fahrt bis in die Ukraine, wo am 20.07. die Entladung im Mius-Abschnitt NO Stalino erfolgte. Ein länger Aufenthalt in Schepetowka wurden zum Aufmunitionieren und Auftanken der Geschütze genutzt, damit sie im Notfall schnell einsatzbereit sein konnten.

Die Feuertaufe der Abteilung erfolgte bereits am 21,07. bei intensiven Kampfhandlungen im Verband der 16. Pz.Gr.Div. unter Generalleutnant Graf von Schwerin. In den ersten beiden Einsatztagen erreichte die gesamte Abteilung 139 Panzerabschüsse bei nur einem eigenen Totalverlust (an anderer Stelle ist die Rede von 139 Panzerabschüssen in vier Tagen). Zu beachten ist dabei auch, dass die Abteilung immer noch mit nur 22 Geschützen unterwegs ist, weil die Haubitzen nach wie vor fehlen und erst am 17.08 eintrafen. Am 23.07. werden die Chefs der 2. und 3. Batterie Hptm. Scherer und Oblt. Mohr zur Verleihung des Ritterkreuzes vorgeschlagen. Die Abteilung ist im Verband mit der 16.Pz.Gr.Div. weiterhin an schweren Abwehrkämpfen in den Räumen Isjum und Brückenkopf Saporoshje beteiligt. Am 16.12.1943 wird Hptm. Scherer das Ritterkreuz verliehen.

 

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Hauptmann Fritz Scherer 2./236

Bis zum Februar 1944 weiterhin Beteiligung an schweren Rückzugskämpfen im großen Dnjepr-Bogen, bei Kriwoi Rog und Busuluk, wobei die Technik der Abteilung schwer angeschlagen wird. Am 14.02.1944 erfolgt die Umbenennung in Sturmgeschütz-Brigade 236. Am 24.02.1944 entlässt die 116. Pz.Gr.Div. die Abteilung zur Auffrischung in die Heimat. Bis zu diesem Zeitpunkt wurden der Brigade 406 Panzerabschüsse zugerechnet. Der verbleibende Fahrzeugbestand wird mehrheitlich an die Sturmgeschütz-Abteilung 278 abgegeben, die letzten sechs Sturmgeschütze erhält die divisionseigene Pz-Jg.Abt. 228.

Die Verlegung begann Anfang März und zog sich per Bahn, Pferdewagen und Fußmarsch bis zum 12.04.1944 hin, alleine um Braila in Rümänien zu erreichen. Von Braila aus ging der Bahntransport durch Rumänien und Ungarn zum Truppenübungsplatz Altengrabow, wo er am 26.04.1944 eintraf. Noch im März wurde der Kommandeur Hauptmann Rolf Brede zum Major befördert.

Die Auffrischung der angeschlagenen Abteilung als Brigade, die von den Brigadeangehörigen zu jener Zeit als Neuaufstellung bezeichnet wurde, war verbunden mit einer Umgruppierung. Als 4. Batterie kam eine Sturmgeschütz-Begleit-Batterie hinzu und als 5. Batterie eine Begleitpanzer-Batterie. Durch die 4. Sturmgeschütz-Begleit-Batterie nahm die Brigade die Struktur einer sogenannten Heeres-Sturmartillerie-Brigade an, deren Besonderheit in der strukturmäßig eigenen Begleitinfanterie lag. Seit dem 10. Juni 1944 führte die Brigade auch die entsprechende Bezeichnung Heeres-Sturmartillerie-Brigade 236. Die 5. Batterie wurde mit Pz. II ausgestattet. Über die Einsätze dieser Batterie gibt es keine konkreten Überlieferungen. Eine 5. Batterie soll nur in wenigen Sturmgeschütz-Brigaden als Versuch des OKH eingerichtet worden sein, die alle per Verfügung vom 23.11.1944 wieder gestrichen wurden. Die 5. Batterie der 236 soll bereits am 18.10.1944 für aufgelöst erklärt worden sein.

Am 13. und 14.06. 1944 erfolgte die Bahnverladung wieder an die Ostfront. Entladen wurde am 25.06. im Raum Kischinew-Jassy bei der Heeresgruppe Süd-Ukraine, dort wurde die Brigade als Korps-Reserve für das VII. AK/8. Armee eingeteilt. Ende August erhielt die Brigade Kampaufträge zur Abwehr der russischen Sommeroffensive, die sich von der Heeresgruppe Mitte immer weiter nach Süden verlagerte. Verschärft durch die Kapitulation Rumäniens in diesen Tagen und die damit verbundene Öffnung breiter Frontabschnitte für den russischen Angriff nahm der deutsche Rückzug chaotische Züge an und endete in der Einkesselung der 6. und 8. Armee in Rumänien. In dieser Situation war auch für die Brigade der Nachschub bald abgeschnitten und Geschütze mussten wegen Kraftstoff- und Munitionsmangel zunehmend gesprengt werden. Nur Teile der Brigade konnten sich in kleinsten Einheiten oder einzeln gemeinsam mit anderen Versprengten nach Ungarn durchschlagen und dort im September sammeln. Dabei ging das meiste Material verloren. Von der 236 konnten nur einige Trosse und der Werkstattzug gerettet werden. Der Kommandeur Major Brede ist nach schwerer Verletztzung auf dieser Flucht verschollen und gilt seither als vermisst. Nach einer Besichtigung durch OKH-Beauftragte erfolgte die Feststellung, dass die Brigade als zerschlagen angesehen werden musste und sie wurde nach Posen zur Auffrischung bzw. Neuaufstellung verlegt.

- wird fortgesetzt -

Quelle: in Anlehnung an die von Kurt Sarrazin zusammengestellte Brigadegeschichte