Bogendeckung Baer



Das Objekt „BAER“ ist das erste Grundstück, das unser Verein für sein Museumsprojekt erworben hat. Es handelt sich um eine Bogendeckung vom Typ 2A/13, in der sich zuletzt eine MiG-23 befunden hat. Sie gehörte zusammen mit der danebenliegenden Bogendeckung, heute „Shelter ALBRECHT“, zum „Diensthabenden System“, in dem ständig startbereite Jagdmaschinen zum Einsatz zur Verfügung standen.

Im Dezember 1998 wurde bei der Brandenburgischen Bodengesellschaft (BBG) erstmals wegen einer Nutzungsüberlassung angefragt. Im März 2000 bot uns die BBG das Gebäude zusammen mit rund 5000 Quadratmeter Umland zum Kauf an. Am 20. Juli gleichen Jahres unterzeichneten wir beim Notar den Kaufvertrag. Die Mitteilung über den Grundbucheintrag erfolgte 2003. Unser Bauantrag zur Umnutzung des Geländes als Freilichtmuseum wurde im August 2005 bewilligt.

Die Namen sind in Erinnerung an die beiden Luftschiffhallen „Albrecht“ und „Baer“ gewählt, welche im Ersten Weltkrieg in der Nähe gestanden haben. Während die Bogendeckung „Albrecht“ ein Beispiel kreativer Konversion ist, soll der MiG-Bunker „Baer“ als Museum für die Nachwelt bewahrt werden.

Auf unseren Antrag hin ist die Bogendeckung „BAER“ am 17. Februar 2003 in das Verzeichnis der Denkmale des Landkreises Teltow-Fläming eingetragen worden. In dem entsprechenden Dokument heißt es:

„Bis zum Ende des Jahres 1968 standen in Niedergörsdorf, OT Flugplatz (bis 1990 offiziell Altes Lager) die Flugzeuge der Sowjetarmee rund um die Start- und Landebahn des hiesigen Flugplatzes. In der Regel wurden die Maschinen in offenen Splitterboxen – also U-förmigen Erdwällen – abgestellt. Erst vor dem Hintergrund und der Erfahrung des israelisch-arabischen Krieges 1968, wo die von der damaligen UdSSR an die arabischen Verbündeten gelieferten Militärmaschinen am Boden zerstört worden waren, ließen die Sowjetarmee und ihre Verbündeten geschlossene Deckungen bauen, um ihre Flugzeuge vor eventuellen Luftangriffen zu schützen. Hierbei handelte es sich um Typenbauten, die dem jeweiligen Waffensystem angepaßt waren. In jedem Fall wurden vorgefertigte Stahlbetonteile auf einer Betonplatte zusammengesetzt und mit einer Erdaufschüttung getarnt. Die wörtliche Übersetzung der Bauwerksbezeichnung aus dem Russischen lautet ‚Bogendeckung’. Bei der Armee der DDR wurde die ‚geschlossene Deckung für Flugzeuge’ kurz mit GDF abgekürzt.

Hier handelt es sich um den Typ 2/11. Jeweils zwei viertelkreisförmige Betonfertigteile wurden Segment für Segment zu einem Halbkreis verschraubt und dann mit Erde abgedeckt, etwa 1,5 m im Zenit und bis zu 6 m an den Seiten. Die Frontseite sowie die beiden seitlichen Öffnungen wurden mit Quadern aus Betonfertigteilen verstärkt (…). Rechts der Eingangsöffnung befindet sich ein Nebenraum für die elektrische Betriebsanlage, die Tankanlage, Geräte und Werkzeuge. Am Ende der Bogendeckung gibt es einen Abgaskanal, der die heißen Gase der Turbinen beim Start aus der Halle ableitete. In der Hauptöffnung befanden sich zwei Tore aus Stahl und Beton, die den Eingang schützten. Auf einem leicht nach den Seiten hin geneigten Gleis gelagert, konnten die Tore nach dem Lösen der Verriegelungen von selbst auffahren. Das Verschließen erfolgte dann kraftaufwendiger, elektromechanisch/hydraulisch. In fast allen Fällen sind die Tore in den 1990er Jahren verschrottet worden, so daß auch hier keine Originaltore mehr vorhanden sind. Eine Betonfläche vor der Halle und ein Zurollweg zur Start- und Landebahn komplettieren die Bogendeckung…

 

Die Bogendeckung vom Typ 2A/13 hatte 361 qm Stellfläche. Der ältere Typ 2/11 besaß lediglich 218 qm Stellfläche. Die Deckung besitzt einen rechtwinkligen Abgaskanal, "Esse", sowie Nebenräume für den Elektrobetriebsraum und die Betankung. Die Zufahrtstore waren zunächst 45 cm, bei späteren Ausführungen 60 cm dick. Auf dem Preisniveau von 1972 betrugen die Herstellungskosten 160.000,00 Rubel. (Bildquelle: Lutz Freundt, "Sowjetische Fliegerkräfte. Deutschland 1945 - 1994. Diepholz 1998, S. 38).



An der Erhaltung der Bogendeckung besteht ein öffentliches Interesse wegen ihrer militärgeschichtlichen und historischen Bedeutung. Dies aus folgenden Gründen:

Auf dem Flugplatz Altes Lager… befand sich vierzig Jahre das 833. Sowjetische Jagdfliegerregiment (833. IAP)… Bestandteil der 16. Luftarmee, die die gesamten Luftstreitkräfte der Gruppe der sowjetischen Streitkräfte in Deutschland umfaßte… Die Halle ‚Baer’ ist die erste und damit älteste Form der Bogendeckungen, die bereits vor Ende der 1960er Jahre errichtet wurden…

Da die Streitkräfte der UdSSR als Siegermacht des 2. Weltkrieges ein halbes Jahrhundert auf deutschem Boden präsent waren und gerade Jüterbog eine der größten Garnisonen bildete, ist hier an diesem Ort eine Bewahrung der Geschichte besonders sinnvoll. Es handelt sich bei der Bogendeckung um einen Schutzbau der sowjetischen Luftstreitkräfte. Die Halle ‚Baer’ steht als gut erhaltenes Beispiel für die Weiternutzung des Flugplatzes durch die sowjetische Armee. Sie besitzt vor dem Hintergrund der damaligen politischen Konfrontation zwischen Ost und West eine militärische und vor allem auch historische Bedeutung.“

 

Hier eine Aufnahme aus dem Jahre 1992 von einer baugleichen Bogendeckung auf dem Flugplatz Altes Lager, noch mit den Originaltoren. Die russische Luftwaffe hatte den Flugplatz zu diesem Zeitpunkt noch nicht übergeben und die nach der Übergabe zu verzeichnende mehr oder weniger unkontrollierte Ausschlachtung der Liegenschaft stand noch bevor. Die Tore von allen Bogendeckungen wurden später verschrottet. Der PKW vermittelt einen Eindruck von den Größenverhältnissen.



Die Aufnahme zeigt unsere Bogendeckung im April 2000 in dem Zustand, wie wir das Objekt übernommen hatten.

Der Garnisongeschichtsverein nutzte das Gelände zunächst als Konzentrierungsraum für unsere Großgerätesammlung. Für kleinteiliges und empfindliches Sammelgut war dort kein Platz. Deshalb bemühte sich der Verein um ein weiteres Gebäude, das sich schließlich unweit in Form der Barbara-Halle fand.

Das Gelände wurde im Stil der früheren Sperrgebiete, wie sie die Sowjetarmee einst im Raum Jüterbog in großer Menge hatte, eingefriedet. Dazu gehören Stacheldrahtzaum, Betonmauer und Postenturm. Schrittweise soll die Bogendeckung und das sie umgebende Gelände zu einem Freilichtmuseum umgestaltet werden. Dazu beschloß der Verein nachstehende Ausstellungskonzeption:

Museale Ausstellungskonzeption

Darstellung der Flugplatzgeschichte Niedergörsdorf / Altes Lager in seinen einzelnen Abschnitten von 1915 - 1994

Aufgabe des Museums ist es zu folgenden Themen Wissen zu vermitteln;

1. Bezug zum Ursprung des Namen "Baer"
Darstellung des Flugplatzes 1914 - 1921 als Luftschiffstandort Außendiorama
Maßstab 1:1000 nach einer Luftbildaufnahme. Aufstellung von 2 Schautafeln
Anfertigung und Ausstellung von Maßstabgerechten Modellen der beiden
Luftschiffhallen Albrecht und Baer. Umfassende Informationen zum Luftschiffstandort in der Barbara Halle.

2. Flugplatz im 2. Weltkrieg 1924 - 1945
Informationen und Fotos in Schautafeln zum Bau des Flugplatzes und zum
Flugplatzbetrieb. Ausstellungsort: Esse in der Bogendeckung

2.1. Aussendiorama Maßstab 1:1000 nach Luftbildaufnahmen Flugplatz 1935 -
1945. Standort: südlich von Haus B

3. Luftstreitkräfte der GSSD im Standort Altes Lager
Das Freilichtmuseum ist demonstrativ eingefriedet nach Art der
militärisches Sperrgebiete der GSSD.

3.1. Aussdiorama Maßstab 1: 1000 nach Luftbildaufnahmen Flugplatz 1985.
Standort: südlich Haus A

3.2. Durch Sachzeugnisse und Schautafeln soll demonstriert werden
wie der einfache Soldat in der Garnison lebte (Unterkunft, Bekleidung, Dienstzeit, Urlaub, Ausgang, Freizeit, Wehrpflichtiger, Militärstrafen, Einkommen, Wohnung. Ausstellungsort: Haus C.

3.3. "Fliegermagazin"
- Warenangebot, Ladentresen, Waage, Abakus
- Vergleiche zu Läden in der DDR
- Bespiele von Kooperationen mit DDR Bürgern illegaler Handel
Ausstellungsort: Haus D

3.4. Belastung für die deutsche Wohnbevölkerung durch den
Flugbetrieb (Fluglärm, Abstürze, Benzinverschmutzung)
Grundwasserverschmutzung durch Kerosin
Ausstellungsort: Haus E

3.5. Leben der Zivilangestellten: Schule, Alltag, Kindergarten und Wohnumfeld
Ausstellungsort: Haus G

4. Die Bogendeckung (BD) soll so restauriert werden wie eine funktionstüchtige Flugzeugunterkunft. Abstellort eines Militärflugzeuges MIG 23 oder 21 ( in der BD, oder davor).
Vor der BD: Technik die zum Flugplatzbetrieb gehört, Löschfahrzeug,
Räumfahrzeuge, Nachrichtentechnik/ Fahrzeuge, Wachen, vor oder neben der Bogendeckung platziert.

4.1. Südmauer
Schwerpunkte Schilder und Ausrüstung
- Betankung
- Postenausbildung/ Militärpolizei
- Sperrsystem industriell gefertigte Stellungssysteme aus
Beton und Stahl
- Radarmast, Soldatenbild aus dem Objekt Selterhof

5. Jagdhaus mit Aufgang: die soziale und hierarchische Stellung des Offiziers (Einkommen, Freizeit, Wohnung, Versetzung zu anderen Dienstorten).
Standort: Jagdhaus A

5.1. Jagdhütte für Ausstellungsstücke
Leben von den Offiziersfamilien und Zivilangestellten
Standort: Jagdhaus B

6. Parkplatz mit Einfahrt
Einzäunung des Parkplatzes mit Sportmotiven aus Eisen.

7. Ausstellung von Sport und Spielgeräten.
Standort: vor Haus C,D,E,F,G

8. Hundezucht und Ausbildung (Zwinger)
Standort: Fläche M

9. Bogendeckung innen Schautafeln und Ausrüstungsgegenstände für den
Flugbetrieb notwendig sind (die nicht der Witterung ausgesetzt werden
können) 833 Jagdfliegerregiment und 486 Hubschrauberregiment,
Dislozierung der Truppen auf dem Platz und seiner Umgebung





 

Im Jahre 2001 wurde zu der alljährlich von der Märkischen Allgemeinen Zeitung veranstalteten Osterwanderung unser auf dem ehemaligen Militärflugplatz Altes Lager gelegene Standort "Bogendeckung Baer" der Öffentlichkeit zugänglich gemacht und ein Teil unserer Sammlung ausgestellt.

 

Direkt neben unserem "Baer" liegt der "Shelter Albrecht". Unser Vereinskameraden Helmut Stark hat im Rahmen von Konversionsmaßnahmen diesen ehemaligen Bunker gleicher Bauart zu einem Wohn- und Geschäftshaus umgebaut.

 

Manfred Stolpe, seinerzeit Ministerpräsident von Brandenburg, lässt sich von Helmut Stark (links) einen Überblick zu den Anlagen und Exponaten geben.

 

Im Jahre 2003 stellten wir anläßlich des Tags des offenen Denkmals in der Bogendeckung einen Querschnitt an Exponaten aus unseren verschiedenen Sammelgebieten vor.