Verbände / Gliederung

 

 

Aufstellung und Gliederung der Sturmartillerieverbände

 

Als erste Verbände der Sturmartillerie wurden im 1. Halbjahr 1940 beim Artillerie-Lehr-Regiment in Jüterbog sechs Batterien aufgestellt. Es handelte sich um die Batterien 640, 659, 660, 665, 666 und 667. Die ersten vier genannten Batterien nahmen am Frankreichfeldzug teil und waren dabei als selbständige Einheiten verschiedenen Divisionen unterstellt.

Die Batterien waren in drei Züge zu je zwei Geschütze gegliedert. Zu jedem Geschütz gehörte zur Munitionsversorgung ein Munitionsschlepper. Es waren entweder Halbketten (Sd.Kfz. 252), teilweise mit einem Anhänger (Sd.Ah.32).ausgestattet oder Munitionspanzer auf Basis Pz I, diese wurden allerdings bald als unbrauchbar ausgemustert. Der Zugführer führte den Zug zunächst von außerhalb der Geschütze von einen Beobachtungswagen aus (Sd.Kfz. 253). Über ein Fahrzeug des gleichen Typs verfügte der Batteriechef.

 

 

Die Erfahrungen aus dem Frankreichfeldzug mit der neuen Waffe waren ganz überwiegend positiv, so dass die Produktion der Sturmgeschütze zügig hochgefahren und mit der Aufstellung weiterer Einheiten begonnen wurde.

 

Im 2. Halbjahr 1940 wurden ebenfalls in Jüterbog die ersten Sturmgeschütz Abteilungen aufgestellt. Es entstehen die Sturmgeschütz-Abteilungen 184, 185, 190 und 191. Die Zugführer führten ihren Zug jetzt vom Geschütz aus, so dass die Zugführerwagen entfallen konnten.

 

Die Fahrzeuge zur Munitionsversorgung werden ab hier nicht mehr separat dargestellt. Neben den nur in geringer Stückzahl hergestellten Sd.Kfz. 252 kamen später zunehmend auch andere Fahrzeuge wie z.B. Sd.Kfz.250/6 oder "Maultier" zum Einsatz.

 

Die Abteilungen 190 und 191 nahmen am Balkanfeldzug teil, im grenznahen Bereich auch kurz die Abteilung 184.

 

 

Bis zum Russlandfeldzug 1941 standen mit den zusätzlichen Abteilungen 189, 192, 197, 201, 203, 210, 226 und 243 schon zwölf Abteilungen zur Verfügung, dazu kamen noch die sechs Batterien aus dem Frankreichfeldzug, von denen die 640. als Sturmgeschütz-Kompanie fest in die Division Großdeutschland integriert wurde. Die Abteilungen 177, 202 und 244 befanden sich bereits in der Aufstellung und weitere in der Planung.

 

Die frühere Absicht, jeder Infanterie Division eine "eigene" Sturmgeschütz-Abteilung zuteilen zu können, konnte aufgrund der materiellen Verhältnisse bei weitem nicht umgesetzt werden, so wurden die Sturmgeschütz-Abteilungen von höheren Führungsebenen aus als Schwerpunktwaffe einzelnen Divisionen nur temporär unterstellt.

 

Mit zunehmender Produktionskapazität standen jetzt auch Geschütze für die Batterieführung zur Verfügung, so dass die Anzahl der Geschütze pro Batterie auf sieben anwuchs. Zu beachten dabei ist, dass mit der Einführung von veränderten Kriegsstärkenachweisen die älteren nicht außer Kraft gesetzt wurden und durchaus Einheiten mit älteren und neueren Strukturen parallel existierten. Dies betrifft auch die noch folgenden Strukturveränderungen. Wobei das Geschütz für den Batteriechef wohl aus dem Nachschub baldmöglichts zur Verfügung gestellt wurde.

 

 

Anfang 1942 waren viele Sturmgeschütz Einheiten angeschlagen und wurden zur Auffrischung teilweise aus dem Frontgebiet gezogen. Aus den bis dahin selbständigen Batterien 660, 665 und 666 entstand die Sturmgeschütz-Abteilung 600. Aus der Batterie 667 wurde später die Sturmgeschütz-Abteilung 667 und aus der Sturmgeschütz-Kompanie Großdeutschland die Sturmgeschütz-Abteilung Großdeutschland. Für Neuaufstellungen im großen Stil fehlte das Material.

 

Die ab Ende 1942 aufgestellten Sturmgeschütz-Brigaden erhielten je Zug ein drittes Geschütz. Wobei es auch schon aus 1941 Berichte gibt, wonach es in einem Zug drei Geschütze gegeben haben soll. Die Umbenennung von Abteilung in Brigade erfolgte schrittweise ohne grundsätzliche Struktur- oder Stärkeveränderungen.

 

Bei der Betrachtung der Stärke einer Einheit muss allerdings auch immer auf den Unterschied zwischen Soll-Stärke und Einsatzstärke geachtet werden. Der Nachschub an Material und die Instandsetzung bei den Einheiten konnten Ausfälle durch Feindeinwirkung und extreme Inanspruchnahme der Fahrzeuge streckenweise nicht ausgleichen, so dass die tatsächliche Einsatzstärke nach einigen Wochen Frontverwendung meist deutlich unter 50% lag, wie viele Tagesmeldungen belegen.

 

Im Jahre 1942 fand für die Sturmgeschütze auch eine bedeutende waffentechnische Veränderung ihren Anfang. Etwa ab dem Frühjahr begann mit Auslieferung der Ausführung F die Einführung der Langrohrkanone L/43 später L/48.

 

 

Im Frühjahr 1943 dürften die letzten Sturmgeschütze mit dem Stummel L/24 aus dem Fronteinsatz abgelöst worden sein. Ab Jahresbeginn wurde das Sturmgeschütz 40 Ausführung G ausgeliefert und etwa zeitgleich erfolgte die Einführung der neu entwickelten Sturmhaubitze 42, mit denen in jeder Batterie ein Zug ausgestattet werden sollte.

 

Ab Ende 1942 wurde zahlreiche Sturmgeschutz-Abteilungen neu aufgestellt, teilweise unter Inanspruchnahme von Teilen bestehender Verbände, so dass eine durchgängige namentliche Nennung der Einheiten hier nicht mehr geleistet werden kann und wir uns, von Ausnahmen abgesehen, auf Übersichten beschränken. Zu den Ausnahmen gehört es, hier die vier in Stalingrad untergegangenen Sturmgeschütz-Abteilungen zu nennen, die 177, 243, 244 und 245. Wobei ein Beispiel auf die Schwierigkeit hinweist, bei den zunehmenden Veränderungen die Übersicht zu behalten, so wurde eine zunächst als Sturmgeschütz-Abteilung 913 aufgestellte Abteilung im Andenken an die untergegangene 177 in 177 umbenannt.

 

 

Eine Sturmgeschütz-Brigade mit 31 Geschützen hatte etwa einen Personalbestand von 430 Mann. Neben den hier in den Mittelpunkt der Betrachtung gestellten Gefechts-Batterien waren die erforderlichen Elemente für Führung, Nachrichten, Nachschub, Tross, Instandsetzung, Bergung, Munitionsversorgung und Sanitätsdienst vorhanden, die nochmals über mehr als 100 Fahrzeuge verfügten.

 

 

Mit dem Kriegsstärkenachweis von Mitte 1944 erreichte die Formation Sturmgeschütz-Brigade die bisher größte Anzahl an Geschützen. Die Züge bekamen ein viertes Geschütz, die Batterieführungen ein zweites und der Brigadestab bestand jetzt aus drei Geschützen, womit eine Gesamtzahl von 45 erreicht wurde.

 

Viele der vorhandenen Sturmgeschütz-Brigaden, wahrscheinlich die Mehrzahl, sind bis Kriegsende in der Struktur mit 31 Geschützen verblieben. Andererseits führte gegen Ende des Krieges vereinzelt vorkommender, unverhoffter Materialnachschub, der nicht mehr planmäßig verteilt werden konnte, in einigen Batterien vorübergehend zu Überbeständen an Geschützen.

 

Mitte 1944 existierten etwa 51 Sturmgeschütz-Brigaden, von denen etwa 33 an der Ostfront im Einsatz waren und etwa 12 zur Auffrischung außerhalb des Fronteinsatzes.

 

Von den 51 Sturmgeschütz-Brigaden waren seit Anfang 1944 drei zu (Heeres-)Sturmartillerie-Brigaden erweitert worden. Dies geschah durch Ergänzung um eine 4. Batterie, der sog. Begleitbatterie. Diese 4. Batterie bestand aus erfahrenen und im Einsatz mit Sturmgeschützen geschulten Infanteristen. Bei dem für Sturmgeschützeinsätze allgemein erforderlichen Zusammenwirken mit der Infanterie kam es immer häufiger zu Verlusten bei den Sturmgeschützen durch fehlerhafte Zusammenarbeit mit der Infanterie, wahrscheinlich bedingt durch deren gesunkenen Ausbildungsstand und Leistungsfähigkeit. Diesem Zustand sollte durch die Begleitbatterie abgeholfen werden, was sich offenbar auch bewährte.