Truppenübungsplätze

 

  • Jüterbog - Der Schießplatz


Kauderwelsch beim Namen des TrÜbPl Jüterbog


Bei seiner Anlage hieß er ganz einfach „Schießplatz“. Denn 1864 schossen die Artilleristen noch wie auf einem Schießstand: Das Ziel vor dem Auge wurde im direkten Richten bekämpft. Zum Ende des 19. Jhd. ist mit der rasanten Entwicklung der Waffentechnik (rauchloses Pulver als Treibladung, von hinten zu ladende gezogene Geschütze und Dynamit als Sprengmittel der Granaten) mit der Möglichkeit, viel weiter zu schießen als vom der Batteriestellung beobachtet werden kann, die Notwendigkeit aufgekommen, die Schießplätze enorm zu vergrößern. Das indirekte Schießen war jetzt die entscheidende Methode. Dafür sollten die Flächen so gestaltet sein, daß ein hügeliges Gelände eine Weitsicht erschwerte, um reale gefechtsnahe Bedingungen zu schaffen. Der Schießplatz Jüterbog ist daher durch Zukäufe permanent vergrößert worden. Zuletzt war er rund 8 000 ha groß.

So wurde aus dem „Schießplatz“ der „Truppenübungsplatz“. Das es nur einen in Jüterbog gab, hieß er also einfach „TrÜbPl Jüterbog“. Der nahe gelegene kaiserzeitliche „Pionier-Übungsplatz Markendorf“, wurde exakt so bezeichnet, weshalb Verwechselungen ausgeschlossen waren. Das galt auch zur Zeit der Wehrmacht, als inmitten des alten Markendorfer Übungsgeländes ein Bombenabwurfplatz der Luftwaffe angelegt worden ist.

Anders wurde es zur Besatzungszeit der Sowjetarmee. Jetzt ist östlich von Jüterbog ein weiteres Sperrgebiet geschaffen worden, das etwa 12 000 ha Fläche umfaßte. Hier befand sich ein TrÜbPl für Panzertruppen mit entsprechenden Schießbahnen, eine kleine Garnison, ein Tanklager, gedeckte und getarnte Ausweichsführungsstellen u.v.a.m. Bei der Truppe wie auch bei der Bevölkerung hieß das Gelände nach einem alten Wohnplatz bei Werder „Heidehof“. So gab es also bis zuletzt die Truppenübungsplätze „Jüterbog“ und „Heidehof“.

Als Anfang der 90er Jahre der Raum Jüterbog im Gespräch war, um hier den geplanten Großflughafen für Berlin-Brandenburg anzulegen, da gab es zwei Varianten. Einmal den westlich von Jüterbog gelegenen ehemaligen Flugplatz Altes Lager, der aber, weil sich die Bundeswehr nicht gleich entscheiden konnte, ob sie ihn weiterbetreiben will, bald ausfiel. Mehr Chancen hatte zunächst die zweite Variante: der östlich von Jüterbog gelegene TrÜbPl „Heidehof“. Doch der Berliner Lobby war der Standort Jüterbog generell zu weit entfernt.

Übrig blieb bei den Planungsbehörden die Bezeichnung „Jüterbog-Ost“ (Heidehof) und „Jüterbog-West“ (Flugplatz Altes Lager). Irgend ein leitender Beamter, sicher jemand, der dank seiner geographischen Herkunft schon damals in seiner Schulzeit Erdkunde als Lehrfach abwählen konnte und insofern nie mit der Windrose vertraut gemacht wurde, hat dann die beiden Begriffe auf die inzwischen stillgelegten Truppenübungsplätze angewandt. So wurde aus dem nördlich Jüterbog gelegenen alten Schießplatz „Jüterbog-West“. Und Landesbehörden, die Presse und nicht zuletzt Umweltschützer, welche auf dem Platz an der vom Militär hinterlassenen Wüste ihre Freude finden, plappern den Begriff nach. So ungefähr wie Columbus, der meinte, Indien gefunden zu haben und deshalb die amerikanischen Ureinwohner als Indianer bezeichnete.

 

 

  • Heidehof / Markendorf
  • Luftbodenschießplatz "Bombodrom"

Bombodrom

Die Sowjetarmee betrieb auf dem Boden der DDR in Belgern (Puschwitz), Heidehof bei Jüterbog, Magdeburg, Ohrdruf, Retzow, Wittstock und an der Ostseeküste im Bereich der Mecklenburger Buch (Luftschießzone I) Luftschießplätze[1], auch „Bombodrom“ genannt.

Schon die Luftwaffe der deutschen Wehrmacht hatte im Gebiet des späteren Tr.Üb.Pl. Heidehof bei Markendorf in kleinem Rahmen einen Luft-Boden-Schießplatz betrieben. Als die Sowjetarmee den Tr.Üb.Pl. Heidehof anlegen ließ, ist alsbald auch ein Bombodrom darauf eingerichtet worden.[2] Anfangs befand sich der Luftschießplatz auf der Westseite des Golm, südlich von Holbeck.

Als in der Gegend die Sicherheitsprobleme zugenommen haben, ist ein neuer Luftschießplatz östlich des Golm angelegt worden. Um 1978/79 sind dafür südlich Schöbendorf etwa 600 - 700 Hektar Wald freigeschlagen worden, um freies Feld zu haben. Rund 3000 Soldaten, die einer Potsdamer Division angehört haben sollen und im Olympischen Dorf in Garnison lagen, unterstützten den Staatlichen Forstwirtschaftsbetrieb der DDR beim Abholzen. Da die Zeit drängte, standen Arbeitskräfte in großer Zahl zur Verfügung. Die Vermarktung des Holzes blieb dem Forstwirtschaftsbetrieb vorbehalten.[3]

Die Hauptanflugrichtung auf das Zielgebiet des Luft-Boden-Schießplatzes war aus Osten, der Anlaufpunkt etwas nördlich der Straßenkreuzung B 115/Ortsverbindungsstraße Paplitz - Kemlitz. Es wurden Übungsbomben verschiedener Kaliber mit einer 200 g TNT-Knallladung bzw. Rauchentwickler geworfen. Es wurde auch scharf geschossen mit Bordkanonen Kaliber 12,7 bis 37 mm, hauptsächlich aber 23 und 30 mm. Eine Verwendung von Bordkanonen-Munition mit Uranoxyd-Hartkerngeschoß wird vermutet, konnte aber bisher nicht nachgewiesen werden. Zwischen Anlaufpunkt und Zielgebiet finden sich eine Vielzahl von Bordkanonen (BK)-Hülsen, wobei auch mit nicht gezündeten, scharfen BK-Granatpatronen gerechnet werden muß, obwohl mehrfach Teile des Geländes bereits beräumt wurden.

Heute gehört das Gebiet, wie weite andere Teile des Heidehof zur markierten „roten Zone“, die nicht betreten werden darf.

[1] Freundt, Lutz: Sowjetische Fliegerkräfte. Deutschland 1945 – 1994. Band 3, S. 36.

[2] Schulze, Henrik: Geschichte der Garnison Jüterbog…

[3] Ebenda

 

Schrottautos mit aufgeladenen Zusatztanks von Flugzeugen oder anderen Hohlkörpern dienten als Ziel und Gegnerdarstellung.

Dieser Beobachtungsturm bei Holbeck kündet vom ursprünglichen Standort des Luftbodenschießplatzes.

Ein SIL 157 mit Raketenatrappe nach Bombentreffer.

In Holbeck, am früheren Platz des Bombodrom, waren nach Abzug der Russen noch etliche Spuren des Luftschießplatzes, wie Zusatztanks, Raketen- und Bombenschrott, darunter vermutlich auch Blindgänger, zu finden.

Von diesem Beobachtungsstand in Merzdorf wurde das Luftschießen am Platz geleitet.

Eines der vielen unberechenbaren Überbleibsel des Einsatzes von Kampfflugzeugen.